Ausstellung Künstlerhaus: TRAUM UND WIRKLICHKEIT

17/1985

Hans Hollein

Traum und Wirklichkeit - Dokumentation von sechs Dekaden Zeitgeist um die Jahrhundertwende im Künstlerhaus. Ausstellungsgestalter Professor Hans Hollein: "Ja, diese Ausstellung versucht eben in 24 Stationen sozusagen Innitialzündungen darzustellen. In Kunst, in Architektur, in Wissenschaft und dabei sind gerade wieder die Möglichkeit hier eine Ausstellung für ein ganz breites Publikum zu machen." Massive Interpretationshilfe von Geschichtsprofis für die Besucherheere - rund 5.000 Begeisterte stöbern täglich nostalgisch in der Vergangenheit, Professor Hollein: "Wir wollten eine populäre Ausstellung die wissenschaftlich gründlich und richtig ist, oder die trotzdem eben ein breites Publikum mit dem unterschiedlichsten Bildungshintergrund anspricht." Ein Schwerpunkt: Die breite Werkschau der Architektur-Päpste Otto Wagner - und Adolf Loos. Als Lebensstil noch die Betonung auf Stil hatte - Design der Wiener Werkstätten. Die Sehnsucht nach dem Gesamtkunstwerk. Herzstück der Bildenden Kunst einer Epoche - Gustav Klimts Beethoven-Fries. Gustav Klimt - der Kuß ! Egon Schiele - die Umarmung ! Kunst zwischen Esoterik und Erotik. Festwochenintendantin Dr. Pasterk : "Es ist ein Zeitgeist glaube ich, der unserem sehr verwandt ist. In dieser Fragestellung von Aufbruch und Untergang und dieser Schwebezustand der Gefährdung die wir ja heute wieder aus einem ganz anderem Grund wiedererleben müssen." 1914 - erstmals am tragischen Spielplan der Geschichte - Die letzten Tage der Menschheit. Die Literatur zieht ins Kaffeehaus - und ist für niemanden mehr zu sprechen. Kaum der Endzeit entronnen ergeht man sich erst recht in Endzeitstimmung. Willy Forst und Marlene Dietrich 1927 in dem österreichischen Filmklassiker "Cafe Electric". Noch einmal tief Luft geholt - und ab auf Sigmund Freuds Couch. Als der Zeitgeist noch die Betonung auf Geist hatte - Ludwig Wittgensteins Traktate. Als die Arbeiterklasse Klasse bewies - Wohnkultur der Zwischenkriegszeit. Die Räsonanz: Mann: "Ja, es ist ganz umfangreich und es hat mir ganz gut gefallen." Frau: "Der Klimt gefällt mir sowieso gut und der Schiele auch - ich bin sowieso ein Fan von dieser Zeit." Mann: "Also die Ausstellung war grossartig." Frau: "Es war viel zu viel, man kann es in 2 Stunden kaum erfassen." Mann: "Klimt - sagt mir net zu - gar nix !" Der Zeit ihre Kunst - der Kunst ihre Freiheit.