SAURER REGEN - Sintflut der Zivilisation?

10/1984

Peter Schieder

FRAGE: "Was halten Sie vom Sauren Regen ?" PASSANTIN: "Vom Sauren Regen ?" Saurer Regen, Schlagwort für ein immer akuter werdendes Problem, das uns im wahrsten Sinne des Wortes nocheinmal auf den Kopf fallen kann. FRAGE: "Was sagt Ihnen der Begriff Saurer Regen ? PASSANT: "Na, ja, daß des schlecht für die Bam is, na und für die Natur, wahrscheinlich auch für die Denkmäler und das Ganze !" FRAGE: "Muß man dringend was tun ?" PASSANT: "Ja, sollte man schon was machen auf jeden Fall, weil die Natur ist das Einzige was wir noch haben." PASSANTIN: "Na ja, das ist sehr bedauerlich daß soetwas ist, das ist schon garstig !" FRAGE: "Was halten Sie vom Sauren Regen ?" POLIZIST: "Das fällt nicht in mein Gebiet !" FRAGE: "Aber als Privatperson geht Sie's auch an ! POLIZIST: "Ich bin aber jetzt dienstlich unterwegs." FRAGE: "Was halten Sie vom Sauren Regen ?" PASSANT: "Von was ?" FRAGE: "Vom Sauren Regen !" PASSANT "Net viel ! FRAGE: "Wissen Sie was das ist ?" PASSANT: "Nein !" PASSANTIN: "Saurer Regen entsteht dadurch, daß die Autoabgase soviel Blei enthalten und sonstige Abgasstoffe und dadurch sind schon, ich glaube in Deutschland 50% der Wälder abgestorben, das droht auch in Österreich. Man müsste eigentlich dagegen was unternehmen !" Auf die drohenden Umweltbelastungen muß aufmerksam gemacht werden, sei es durch Aktionen wie hier in der BRD. Wissenschaftliche Untersuchungen werden z.B. durch Dipl.Ing. Buxbaum von der TU Wien durchgeführt: "Diese Messanlage ist eine Station des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz und dient der Erfassung sämtlicher Komponenten die im Komplex "Saurer Regen" zusammengefasst werden können. Wir untersuchen hier sowohl Regenproben die mit einem Sammelsystem gesammelt werden, als auch gasförmige Luft-Schadstoff-Komponenten und den Schwebstaub. Analysen der Regenproben geben ebenso wie mikroskopische Beobachtungen der geschädigten Natur Aufschluß über den momentanen Stand der Bedrohungen in ganz Europa. ING.BUXBAUM: "Die Schadstoff-Konzentrationen in Mitteleuropa sind großflächig gesehen relativ hoch, im Vergleich zu Gebieten die küstennah sind. Dadurch daß Mitteleuropa nicht diese Senken hat für Luftschadstoffe wie Ozeane, die gleichzeitig keine Quellen sind für Luftschadstoffe, ist bei uns die Luft global gesehen verschmutzter. Diese Station ist konzipiert als Vorbelastungsmessstation für Wien. Das heißt, wir wollen untersuchen in welcher Weise und durch welche Luftschadstoffe Wien, das an sich ein starkes Belastungsgebiet ist, bereits vorbelastet ist." Aber neben der durch die Atmosphäre "importierten" verschmutzten Luft sorgen Kraftwerke, Industrien und der Verkehr in Wien selbst für starke Belastungen von Mensch, Natur und auch Gebäuden. Was man dagegen konkret unternimmt erklärt Umweltschutzstadtrat Peter Schieder: "Die Stadt Wien hat ein eigenes Programm gegen den "Sauren Regen" aufgestellt. Die wichtigsten Maßnahmen sind, daß die Kraftwerke umgestellt werden in Wien und damit die Luftqualität deutlich verbessert wird. Dann der Filtereinbau in den Müllverbrennungsanlagen, das ganze Programm zum Fernwärme-Ausbau und natürlich dann Untersuchungen, Luftprognose-Modelle und andere Maßnahmen die auch noch mithelfen sollen." Schwerpunkt dieser Überwachung ist ein Umwelt-Computer, dessen Wirkungsbereich Dipl.Ing. Löffler erklärt: "Das Wesentliche was wir hier machen ist erstens einmal die Überwachung der aktuellen Luftsituation in Wien. Die Auswertung der einlangenden Meßwerte, aber auch Vorhersagen von Einflüssen von irgendwelchen zu planenden Objekten, Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen auf die Luftsituation in Wien." Dreidimensionale Darstellungen veranschaulichen die vom Computer verarbeiteten Messdaten. Auf diese Weise entstehen eingängige Bilder von der Schadstoffverteilung über dem Wiener Stadtgebiet. STADTRAT SCHIEDER: "Das Problem ist sicherlich nur international zu lösen. Man kann die ganze Problematik des "Sauren Regens" nicht in einer einzigen Stadt lösen. Nur wenn jeder auf den anderen wartet, dann geschieht überhaupt nichts. Und wenn wir wollen, daß es international und in ganz Österreich gelöst wird, dann müssen wir im eigenen Bereich anfangen. Jeder muß zuerst vor seiner eigenen Tür kehren und drum haben wir dieses Programm gemacht." Es ist an der Zeit, daß wir uns bewußt werden, was wir zu verlieren haben - denn die Natur gibt es nur einmal...!