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WAS TRÄUMEN ODER FÜRCHTEN MACHT! (Reprise AW 14/1977)
filmtitel
de
episodentitel
de
serientitel
de
31/1983
00:07:05
1983
2000018023
Farbe
kurzfilm
tonfilm
Österreich
de
Austria Wochenschau
Safety Positiv
35mm
sasa
Lichtton Mono
Normalbild (1:1,37)
1
Was ins Auge springt, was unerhört ist, was noch nie zu sehen war, was den Blick weitet, was den Atem stocken lässt, was Fremdes näher bringt, was unglaublich scheint, was Leiden zeigt, was aus weiter Ferne kommt, was träumen, oder fürchten macht. Die Kamera erlaubt uns, es mitzuerleben, als ob wir dabei wären. Sie nimmt uns das Aussuchen ab, sorgt für Perspektive, Blickwinkel und Distanz. Die Kamera ist unser optischer Vormund. Heute wie vor 20 Jahren ? Was sie uns zeigt, muss wichtig, was sie uns nicht zeigt, muss unwichtig sein. Auch daran hat sich seit 20 Jahren nichts geändert. Das Außergewöhnliche wird zum Beispielhaften, die Berichterstattung zum Ersatzabenteuer, die optische Konsumation zu unserer Ersatzbefriedigung. Schärft das Bild unseren Blick für das Leid ? Oder dient es Pharisäern und Voyeuren ? Fühlen wir mit, oder geniessen wir mit wohligem Schauder. Das grosse Unglück anderer verstärkt das eigene Glücks- und Sicherheitsgefühl. So nah und doch so fern. Schiffskatastrophen wie der Untergang der Andrea Doria beschäftigen die Menschen immer wieder nachhaltiger als vergleichsweise Schlimmeres. Warum wohl ? Weil man selbst nie davon betroffen zu werden glaubt ? Oder weil personifiziertes Leid mehr erregt als anonymes. Katastrophen werden nach ihrem News-Wert eingestuft: 1956 Brooklyns grösster Hafenbrand aller Zeiten muss ausführlich gezeigt werden: Katastrophenbilder zur Befriedigung der Sensationslust. Die Welt ringt um Frieden. Doch die Faszination des Bösen und Zerstörerischen lässt sie nicht los. "How awfully nice", meint die vornehme Lady: "Wie schrecklich schön." Abenteuer aus Technik und Sport werden zur Ersatzarena. Tröstliche Anmerkung zum Nervenkitzel: Der Pilot konnte gerettet werden. Aber erregt uns die Meldung, dass dieser Düsenjägerabsturz tödlich endete ? Ist der Mann nicht freiwillig Pilot geworden ? John Cobb - 1952 - bei seinem letzten Weltrekordversuch zu Wasser. Hat er das Schicksal nicht mutwillig herausgefordert ? Wie zynisch sind wir geworden ? Oder waren wir immer schon so ? Ins Bild kommt vor allem das Ausserordentliche. Das Ordentliche langweilt uns. Ohne Wagnis und Risiko ist Spannung kaum denkbar. Und Spannung, die für den Betrachter gefahrlos ist, bedeutet Entspannung. Abreaktion. Für viele jungen Menschen ist der Sport die einzige Möglichkeit, es zu etwas zu bringen. Zwingt der Erfolg dazu Knochen oder gar das Leben zu riskieren ? Urinstinkte wollen befriedigt werden. Die jährliche Stierjagd in Pamplona beruht auf alter Tradition. Wer nicht als feig gelten will, kann sich ihr nicht entziehen. Wer dabei war, kann den Reiz des Stierkampfes noch viel bewusster auskosten. Wie erregend, wenn sich der Stier im ungleichen Kampf bewährt. Die Welt ist zum elektronischen Dorf geworden, stellt der Wissenschafter McLuhan fest. Doch je mehr wir gesehen haben desto mehr stumpfen wir ab. Auch die Bilder von Paraden gehören seit eh und je zum Repertoire je exotischer sie sind umso lieber sieht man sie. Die Kamera bringt uns die Welt nach Hause. Gehört die Welt deswegen uns ? Oder berauschen wir uns nicht oft genug an Bildern, die mit der Realität höchst wenig zu tun haben. Heute wie vor 20 Jahren.
erstauffuehrung
1983-08-05
unbekannt
1977