Vor einem Jahr: ÖSTERREICH BEI DER FUßBALL WM (Reprise Scope 28/1982)

28/1983

Friedl Koncilia

Rummel wie im Show-Geschäft. Fußball WM in Spanien. Anhänger scheuen weder Kosten noch Mühen, um dabei zu sein, wenn ihre Lieblinge kämpfen. Man freut such auf einen Leckerbissen besonderer Art: Deutschland gegen Österreich. Wie Touristen fühlen sich die österreichischen Fußballer am Badestrand pudelwohl. Ihr Quartier lieqt in einem beliebten Badeort. Kommt's einem nur so vor ? Der österreichische Adler sieht hier ungewöhnlich zerrupft aus. - Sonne und Wasser sind gut für Urlauber, aber schlecht für Leistungssportler. Blättern wir zurück zur WM '54, wo Österreich Dritter wurde. Auch dort war's heiß, aber man war nicht Baden gegangen. 28 Jahre später beherrschen Schlachtenbummler die Szene in Gijon, wo Deutschland und Österreich aufeinandertreffen. Die Helden auf dem Weg zur Arena. Verbrüderung schon vor dem Spiel, langsam leert sich der Autobus. Später sollte das Wort "langsam" zum einprägsamsten Begriff dieses Spieles werden. Aber das konnte zu diesem Zeitpunkt noch kaum jemand ahnen. Schon beim Einmarsch sah es nicht sehr nach scharfer Rivalität aus. Die beiden Teamchefs plaudern angeregt miteinander. Dann beginnt ein Spiel, in dem den Österreichern droht, mit Haut und Haaren gefressen zu werden. Österreichs Tormann Friedl Koncilia steht im Geschosshagel der Weißhemden und schon nach 11 Minuten steht es 1:0 für die Deutschen. Was jetzt kommt, ist der Auftakt zu einer Fußball-Farce ohnegleichen. Beide Teams sind mit dem 1:0 zufrieden, beide steigen damit in die nächste Turnierphase auf. Koncilia stützt die Arme in die Hüften - ein sicheres Zeichen der Langeweile. Die gleiche Pose auf der Gegenseite. Die Gegner in voller Harmonie der Bewegung. Das täuscht beinharten Kampf vor. Das täuscht Laufstärke vor. Im Publikum. Zorn und Enttäuschung. So schnell wie die Polizisten hat sich zuvor nur selten ein Kicker bewegt. Den Schraufn trogn ma wieda ha-m. Österreicher ! Gemma bodn. Immer wieder.