Wie wichtig ist eigentlich Fußball? Madrid und das WM-Finale

30/1982

Sprecher: Otto Clemens

Blick auf Spaniens Hauptstadt Madrid. Rund viereinhalb Millionen Menschen leben hier. So weit das Auge reicht Straßen, Gassen, Plätze, Park, ein Denkmal für eine literarische Figur: Don Quixote, der Ritter, der gegen Windmühlen kämpfte. Ist das Leben heute weniger abenteuerlich ? Fußball steht in den Tagen der Weltmeisterschaft für Kampf und Tapferkeit, lässt kulturelles Erbe in den Hintergrund treten. Dennoch, wer hier herkommt, bewundert die Zeugnisse großer Vergangenheit, ohne den Erfordernissen heißer Stunden entsagen zu können. Ob sie über Fußball reden ? Kaum. Fußball ist mehr Männersache. Straßenmusikanten. 16 von 100 Spaniern sind ohne Arbeit. Wie wichtig ist eigentlich Fußball ? Ihr Auftritt findet in keinem Stadion, sondern auf der Straße statt - ohne Eintrittskarte. Aber es gibt Logenplätze. Das Leben ist unbestimmt wie eine Lotterie. Genau messbar sind höchstens Zeit und Temperatur. Des Tages Hitze ist vergessen, es lebe der heiße Rhythmus des Flamenco. Südländische Gestik, südländisches Temperament. Und dann: Die letzten Stunden vor dem großen Endspiel. Blauhemden gegen Weißhemden, das läßt sich zu Geld machen.